Tags: Pflegekosten

Innovative Ansätze dringend erforderlich

In einer Studie kommt die HSG zum Schluss, dass sich die Pflegekosten von heute 15.6 Mia. Franken bis 2050 mehr als verdoppeln werden. Die Autoren der Studie schlagen neuartige Finanzierungsmodelle vor, die Kriterien wie soziale Gerechtigkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit beinhalten. Aber das alleine wird nicht reichen.

Die Studienautoren plädieren deshalb stark für eine kosteneffiziente Pflegeorganisation.  Konkret nennen sie u.a. eine stärkere Anerkennung der informellen Pflege, eine Diskussion um die Aufwertung des Pflegeberufs. Als Optionen listen sie unter anderem ambulant betreute Wohngemeinschaften, Gutschriften auf sogenannten Zeitkonten oder Pflegeurlaub zur Betreuung von Eltern, Ehepartnern oder Geschwistern auf.

Genau diese Ziele sind der Vereinszweck von Pro Aidants auf gesellschaftspolitischer Ebene. Mit dem innovativen Pilotprojekt We+Care stellt er Pflegenden in der Praxis ein digitales Werkzeug und eine soziale Infrastruktur zur Verfügung, das die Würde aller Beteiligten sicherstellt sowie ein effizientes Zeit- und Kostenmanagement ermöglicht.

Interessante Punkte aus der Studie:

"Der informelle Pflegesektor bietet eine grosse Chance für soziale Investitionen"

Der Aufbau einer leistungsfähigeren Infrastruktur für die informelle Pflege, bspw. durch direkte staatliche Unterstützung für die informell pflegenden Personen, die Stärkung der Funktion von Nonprofit‐ bzw. Nichtregierungsorganisationen und die Schaffung pflegefreundlicher Arbeitsbedingungen, könnten zu erheblichen sozialen Erträgen führen.

In der Schweiz wird die Anzahl der zuhause gepflegten Personen ab 18 Jahren mit einer mittleren bis schweren Pflegebedürftigkeit, welche eine intensive Pflege erforderlich macht, auf rund 80ʹ000 geschätzt (Bischofberger, Jähnke, Rudin, & Stutz, 2014, S. 53).

Während Familienangehörige 77% der informellen Pflege erbringen, entfallen auf Nachbarn und Bekannte die restlichen 23% (Bundesrat, 2005, S. 2051–2052).

Dass die ambulante Pflege keinen Ersatz für die informelle Pflege darstellt, wird dadurch deutlich, dass rund 63% der Empfänger von Spitex‐ Dienstleistungen auch informelle Pflege erhalten (BFS, 2015a).

Die Inanspruchnahme von informeller Pflege und der Dienstleistungen der Spitex‐Organisationen durch Frauen und Männer sowie der Anteil der Bevölkerung, welcher im Jahr 2012 informelle Pflege erbracht und erhalten hat, sind in Abbildung 3 dargestellt.

Es ist ersichtlich, dass der Anteil der Bevölkerung, der Menschen mit gesundheitlichen Problemen unentgeltlich unterstützt, in den Altersgruppen der 45–74‐Jährigen am höchsten ist.

Bei den Erbringern von informeller Pflege sind erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede zu beobachten.  In allen Altersgruppen erbringen etwa doppelt so viele Frauen wie Männer informelle Pflegeleistungen. Insgesamt ist die Zahl der Menschen, welche Pflegeleistungen für Angehörige erbringen, im Zeitraum von 2000 und 2013 jedoch zurückgegangen (Bannwart & Dubach, 2016, S. 3–4).

Dieser Rückgang ist vor allem darauf zurückzuführen, dass weniger Menschen Verwandte ausserhalb ihrer Haushalte betreuen. Der Anteil der Bevölkerung, der Verwandte im gleichen Haushalt betreut, blieb in diesem Zeitraum konstant, während die Zahl der Personen, die Spitex‐Dienstleistungen in Anspruch nahm, anstieg (ebd.,S. 13).

Gemäss Rudin und Strub (2014, S. 2) beträgt der monetäre Wert der 42 Mio. Arbeitsstunden, welche für die Erbringung informeller Pflege aufgewendet werden, rund 3,5 Mrd. CHF. Ungeachtet der unvollständigen Datenbasis ist die Bedeutung der informellen Pflege im institutionellen Rahmen der Langzeitpflege in der Schweiz als hoch einzustufen.

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